Hallo Zusammen,
aus gegebenem Anlass will ich mal ein paar Tipps und Tricks für den Fahrwerkseinbau niederschreiben.
Ich habe in meinem Coupé schon mehrfach das Fahrwerk umgebaut und bin anfänglich auch in manche Falle getappt.
Ich beschreibe daher den Weg, wie ich selbst am besten bisher gefahren bin.
Bevor man anfängt, sollte man sich sicher sein, mit gängigen Werkzeugen (grosser Ratschenkoffer mit Verlängerungen, gekröpfte Ringschluessel etc.) und stabilen Wagenhebern ausgerüstet zu sein und gewisse handwerkliche Fähigkeiten zu besitzen.
Beginnen würde ich zunächst mal vorn, was die schwierigere Achse ist.
Je nachdem ob man die alte Domlagerplatte oben noch verwenden will, muss man sie vom Federbein demontieren.
Dazu bietet es sich an, sie im belasteten Zustand zu lockern. Da die Mutter tief versenkt montiert ist, kommt man hier nicht mit üblichem Werkzeug
ran um gleichzeitig die Kolbenstange gegenzuhalten.
Fiat hat daher dafür ein Spezialwerkzeug im Einsatz. Das ist sowas wie eine lange Stecknuss mit Hebel am äußeren Umfang.
Ich habe dazu einfach eine normale Langstecknuss genommen, die oben einen Sechskant hat. Dort konnte ich mit großem maulschluessel ansetzen und gleichzeitig durch die Mitte einen Innensechskantschlüssel oder Steckschlüssel je nach Kolbenstange ansetzen.
Alternativ kann man auch versuchen eine normale Stecknuss mit einer Feststellzange zu greifen.
Auch ein Schlagschrauber funktioniert oftmals. Allerdings sollte dieser keinesfalls bei härteverstellbaren Stoßdämpfern verwendet werden, da dies ihre Bodenventile beschädigt.
Die Mutter aber nicht ganz abdrehen. Sie sollte noch komplett auf der Kolbenstange sitzen.
Nun kann man auch die Domlagerplatte schon mal lockern. Sie ist mit drei Schrauben am Federdom befestigt. Auch hier wieder nur lockern.
Dann Fahrzeug aufbocken und Rad demontieren.
Als erstes widmet man sich nun dem ABS-Sensor. Dieser ist in den Achsschenkel gesteckt und mit einer Schraube fixiert.
Die Schraube entfernen und dann alles satt mit Rostloeser einsprühen. Nun mit einer Zange den Sensor am Fuß ganz unten greifen und vorsichtig hin-und herdrehen.
Der Sensor selbst ist aus Kunststoff und bricht sehr schnell bei roher Gewalt. Daher vorsichtig vorgehen und in erste Spalte nochmals Rostlöser sprühen.
Hat man den Sensor so endlich aus der Bohrung bekommen, diesen gleich reinigen und genauso auch das Bohrloch reinigen und mit Sandpapier entrosten.
Nun sollte man die Pendelstütze des Stabilisators am Querlenker lösen und demontieren.
Beim Serienfahrwerk ist jetzt der richtige Zeitpunkt Federspanner anzusetzen. Bei bereits verbauter Tieferlegung gehts oftmals auch ohne. Dann aber mit besonderer Vorsicht rangehen.
Die zwei Schrauben, die das Federbein am Achsschenkel halten müssen nun raus. Die erste geht schnell raus, die andere steht durch das Federbein noch unter Spannung.
Versucht also den Querlenker nach unten zu drücken während ihr an der Schraube vorsichtig zieht.
Lässt sich diese schon bei wenig Absenkung des Lenkers ziehen, gehts ohne Federspanner. Ansonsten jetzt unbedingt die Spanner ansetzen.
Ist das Federbein damit unten gelöst, dreht den Achsschenkel bei Seite (einlenken).
Das Federbein kann schnell unten in die Achsmanschette einstechen. Dies gilt es zu verhindern.
Jetzt oben am Domlager die drei Schrauben ganz entfernen und mit einer Hand das Federbein festhalten, damit es nicht nach unten rauscht. Nun dieses vorsichtig rausfädeln.
Weiter gehts am ausgebauten Federbein.
Wenn sich die Domlagerplatte nicht locker runterdrücken lässt, auch hier unbedingt Federspanner verwenden bevor die Mutter auf der Kolbenstange abgedreht wird. Hier besteht sonst akute Verletzungsgefahr.
Bei Serienfedern geht es nicht ohne Spanner!
Das neue Federbein wird in umgekehrter Reihenfolge montiert.
Erst oben mit den drei Schrauben fixieren und dann unten wieder am Achsschenkel befestigen.
Sind da die Schrauben wieder drin, kann auch der ABS -Sensor wieder rein. Dabei vorher mit Sandpapier alles so weit glätten, dass er relativ leicht einzustecken ist.
Wenn man so weit ist, sollte noch das Bohrloch und auch die Fläche rings um das Bohrloch oben mit Fett bestrichen werden. So rostet er nicht wieder ein und geht auch nach Jahren wieder raus.
Einige Federbeine haben unten ein Langloch zur Sturzverstellung. Hier mit Augenmaß die Radnabe halbwegs Waagerecht ausrichten, damit man halbwegs gescheit zur Achsvermessung fahren kann.
Die Pendelstütze vom Stabi bekommt oft poröse Gummis mit der Zeit. Ersatz kostet nicht viel, daher am besten neue Pendelstützen verbauen.
Nun geht es an die Hinterachse:
Das Rad muss auch hier runter und die obere Befestigung des Stoßdämpfers freigelegt werden.
Diese findet man von außen aufs Radhaus schauend unter einem Gummistopfen.
Dieser ist teilweise auch von der Radhausschale
verdeckt - notfalls diese entfernen oder ausfeilen.
Den Stopfen am besten mit einer Spitzzange rausziehen. Keinesfalls reindrücken! Er fällt in den Hohlraum und ist für immer weg.
Nun löst man erst mal den Stoßdämpfer unten.
Bei Serienfedern nun Federspanner ansetzen. Sportfeldern bekommt man ohne raus und rein.
Wenn die Mutter abgedreht ist, kann ein Wagenheber unter den Längslenker unterhalb der Feder angesetzt werden. Diesen etwas nach oben ausheben, bis die Schraube vom Stoßdämpfer unten leicht rausgezogen werden kann.
Nun der Anschlag vom Federwegbegrenzer unten entfernen. Dazu von unten eine Mutter mit 10er Maulweite abdrehen. Der Anschlag liegt dann locker in der Feder.
Als Nächstes einen langen Hebel am Längslenker ansetzen und diesen nach unten drücken.
Ich nehme dazu immer die Stange vom hydraulischen Wagenheber und führe sie von hinten durch die Öffnungen am Längslenker.
So kann die Feder unten rausgezogen werden und schließlich entfernt werden.
Die Gummiauflagen oben wie unten kann man in der Regel wieder hernehmen.
Jetzt muss noch der Stoßdämpfer raus.
Dazu muss durch den Hohlraum, der von dem erwähnten Stopfen verschlossen war eine 15er Stecknuss mit Verlängerung geführt werden.
Die Stecknuss muss unbedingt fest auf der Verlängerung sitzen.
Wenn diese in den Hohlraum fällt, scheppert sie da drin, bis man sie durch aufbohren des Hohlraums befreit. Das sollte man sich unbedingt ersparen.
Nun die Schraube lösen und rausdrehen.
Ist sie locker sollte man den Stoßdämpfer von unten leicht anheben, damit das Eigengewicht nicht auf der Schraube lastet. Durch Drehen und Leichten Zug auf die Schraube muss diese nun aus dem Hohlraum gefischt werden.
Das Ausheben des Dämpfers ist hierbei ganz wichtig, um die Schraube sicher rauszubefördern.
Immer im Hinterkopf behalten, was in den Hohlraum fällt, sieht man erst nach Anbohren wieder.
Einbau geht auch hier in umgekehrter Reihenfolge.
Um die Schraube unten am Stoßdämpfer reinzubringen, hilft auch hier wieder ein Wagenheber unterm Längslenker.
Fall ein Gewindefahrwerk verbaut wird, achtet auf
die im Gutachten angegebenen Maße der Tieferlegung und von wo nach wo sie gemessen werden.
Stellt das Fahrwerk auf die gewünschte Höhe ein.
Hier allerdings keinesfalls von Radmitte bis Kotflügelkante messen sondern am Federbein selbst wie im Gutachten beschrieben.
Links zu rechts sollte da die Höhe exakt gleich eingestellt werden selbst wenn das leicht unterschiedliche Abstände zur Kotflügelkante bewirkt.
Von diesem Vorgehen darf man nur abweichen, wenn man mit einer Radlastwaage arbeitet und damit genau weiß was man tut.
Ansonsten könnte einem Rad mehr Achslast zugewiesen werden, sodass dessen Spur/Sturz-Werte dominieren und das Fahrzeug in eine Richtung zieht.
So, das soll’s erst mal gewesen sein.
Viel Erfolg und viel Spaß mit neuem Fahrwerk.
Gruß Alex